Wie das Wohnzimmer zum Klassenzimmer wurde
(von Csilla Werner)
Es ging alles sehr schnell und wir hatten keine Zeit uns auf die neue Situation vorzubereiten. Von heute auf morgen war unser getaktetes Leben mit vollen Terminkalendern lahmgelegt. Keine Schule mehr, kein Hort und damit keine Kinderbetreuung, kein Training im Verein, keine Musikschule und auch sonst nichts was Spaß macht. Stillstand.
Durchatmen und über den Coronavirus nachdenken, der in kürzester Zeit alles aus der Bahn geworfen hatte was unser Leben war. Wie machen wir das mit der Arbeit und dem Lernen zu Hause und wer kümmert sich ab jetzt um was? Denn schließlich muss mindestens einmal am Tag ein ordentliches Essen auf den Tisch, der Lernstoff in den Kopf und das Unterhaltungsprogramm komplett überdacht werden. Unser Glück. Die Technik.
Mein Mann und ich konnten unsere Arbeit ins Homeoffice verlagern und unser Sohn bekam das Wohnzimmer als Klassenzimmer mit Blick in den Garten. Oma wollte soweit möglich am Vormittag unterstützen und ich ab mittags übernehmen. So der Plan.
Wir orientierten uns anfangs exakt am Stundenplan, 

bauten Pausen und Spiele mit Bewegung drinnen und draußen ein. Wir merkten aber schnell, dass sich der Stundenplan nicht so einfach umsetzen ließ.
Es war eben nicht Schule, sondern Lernen zu Hause ohne Freunde und erfahrener Lehrerin. Trotzdem liefen die ersten Wochen erstaunlich gut.
Wir bekamen regelmäßige E-Mails von unserer Klassenlehrkraft, gut ausgearbeitete Wochenpläne, Zugänge zu Antolin, Zahlenzorro, Anton und ein liebevoll gestaltetes Padlet mit wachsendem Inhalt.
Unser Sohn war motiviert und erledigte seine Aufgaben vorbildlich. Er fand großen Gefallen an den Aufgaben in Anton und fing in Antolin an fleißig Punkte zu sammeln.
Obwohl ihm im Gegensatz zu Mathematik, das Schreiben und Lesen zu Beginn nicht leichtfielen, fanden wir eine Routine alle Aufgaben mit wenig Protest zu erledigen.

Wichtig war es uns von Beginn an, eine klare Struktur im Tagesablauf zu etablieren und diese stetig beizubehalten. Neben der eigenen Arbeit, den Einkäufen, Kochen, Waschen und Haushalt keine leichte Aufgabe.
Trotzdem blieben wir auf dem Kurs, keine Ausnahmen und Änderungen zu machen: am Vormittag war Lernzeit und am Nachmittag Freizeit. Ich verbrachte die Abende damit, den Schulstoff für den nächsten Tag vorzubereiten und das Internet nach geeignetem Zusatzmaterial zu durchforsten. Die Wochenpläne behielt wir als Orientierung bei und reicherten diese mit für den Lernfortschritt unseren Sohn geeigneten Inhalten an. Spiele wie Rechnen und Lesen auf Zeit und das Legen von Karten begeisterten ihn und YouTube Videos lockerten den Alltag auf. Super.